Mischkultur: Viel Ertrag auf kleiner Fläche

Es gibt viele gute Gründe, Gemüse im eigenen Garten anzubauen:
  • Ernte und Verzehr können zum Zeitpunkt optimaler geschmacklicher Reife erfolgen.
  • Wir können mit alten Sorten experimentieren, die vielleicht weniger Ertrag bringen, dafür aber eine Fülle an Geschmack und Aromen.
  • Transport und Verpackung entfallen, in der Saison auch die Lagerung.
  • Das Gemüse wird daher umweltfreundlich (weil CO2-arm) erzeugt.
  • Die Verwendung von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden, wie im konventionellen gewerblichen Gemüseanbau üblich, kann vermieden werden.
  • Wir leben gesund, weil wir automatisch mehr Gemüse essen, wenn wir es selbst erzeugen.
  • Durch die regelmäßige Betätigung im Garten bleiben wir ohne aufwendiges Training fit.
  • Im Garten finden wir Ruhe und Entspannung vom Alltag.
  • Wir leben bewusst im natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten.
Vorbild Natur

Vorbild für unseren Gemüseanbau ist die Natur. Dort finden sich nirgends offene Flächen. Alles ist mit Pflanzen bedeckt. Überall finden Umwandlungssprozesse statt. Pflanzen wachsen, blühen und verrotten später wieder. Dadurch schaffen sie die Grundlage für neues Wachstum und ein Kreislauf von Werden und Vergehen entsteht. Pflanzen in der Natur brauchen keine Düngung von außen. Die Nahrung, die sie benötigen, wird ihnen von anderen Pflanzen, die bereits verrottet sind, zur Verfügung gestellt. Wenn man heute in einen Gartenmarkt geht, wird dort suggeriert, dass quasi jede Gemüse- oder Zierpflanze ihren eigenen Dünger braucht. Der Nutzen solcher Düngemittel ist groß, aber nur für die Firmen, die diese Dünger herstellen. Ziel unseres Kultursystems ist es, die Vorgänge in der Natur nachzuahmen und keine künstliche Düngung von außen zuzuführen. Dies ist umweltfreundlich und schont den Geldbeutel (siehe auch das Kapitel Bodenpflege, Kompostierung und Gründüngung).

Mischkultur:
Reihenmischkultur im August

Reihenmischkultur im August

Als Mischkultur bezeichnet man den gleichzeitigen Anbau von verschiedenen Gemüsearten auf demselben Beet. Das Gegenteil davon ist die Monokultur. Eine Mischkultur zusammen mit einem Fruchtwechsel im nächsten Jahr hat verschiedene Vorteile: Da jedes Gemüse dem Boden andere Nährstoffe entzieht, bleibt so die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten. Hinzu kommt, dass bei entsprechender Planung des Mischkulturbeetes gute Nachbarschaften gefördert und schlechte vermieden werden. Pflanzen scheiden Stoffwechselprodukte über ihre Wurzeln aus und außerdem Duftstoffe über ihre Blätter. Mit Hilfe dieser Stoffe können sie sich gegenseitig im Wachstum fördern, hemmen oder auch neutral verhalten. Gute oder schlechte Nachbarschaften wirken sich nur auf kurzer Distanz aus, d.h. in weniger als 50 cm Entfernung zur Nachbarpflanze. In einschlägigen Büchern über Mischkultur und auch im Internet werden oft zahlreiche gute und schlechte Nachbarschaften beschrieben. Das muss aber nicht immer stimmen. Boden, Klima und Sortenwahl spielen auch eine Rolle bei der Ausbildung dieser Eigenschaften. Deshalb muss jeder Gärtner in seinem Garten eigene Erfahrungen sammeln. Die Aufzählung hier spiegelt nur meine Erfahrung wieder, die ich im Laufe des Jahre gemacht habe:

Günstige Nachbarschaften

Bohnen: Kohl, Salate

Erbsen: Kohl, Sellerie

Gurken: Kohl, Sellerie

Karotten: Zwiebeln

Kartoffeln: Erbsen, Kohl, Dicke Bohnen

Kohl: Bohnen, Erbsen, Gurken, rote Bete, Mangold

Pastinaken: Zwiebeln

Salate: Bohnen, Gurken, Rettich, rote Bete, Mangold

Tomaten: Petersilie, Sellerie, Rettich, Steckrüben

Ungünstige Nachbarschaften

Bohnen: Zwiebeln, Erbsen

Kartoffeln: Zwiebeln

Kohl: Zwiebeln

Salat: Petersilie

Tomaten: Rotkohl, rote Bete

Die Prinzipien, die hier beschrieben werden, gehen auf Gertrud Franck zurück und Ihr Buch „Gesunder Garten durch Mischkultur“, das bereits 1980 erschienen ist und kürzlich nach Bearbeitung von Brunhilde Bross-Burkhardt neu aufgelegt wurde. Dieses System ist von mir in mehr als drei Jahrzehnten erprobt, für meine Bedürfnisse abgewandelt und weiter entwickelt worden.

Musterbeet:
Mischkultur-Musterbeet Mitte Mai

Mischkultur-Musterbeet Mitte Mai

Unser Musterbeet ist 2,70 m breit. Die Fläche reicht aus für 20 – 21 Pflanzreihen. Ziel ist, über das ganze Jahr hinweg  das Gemüse für einen 2-Personen-Haushalt von diesem Beet zu ernten. Der Boden zwischen den Reihen ist gemulcht und wird nicht betreten. Wenn dies erforderlich wird, legen wir Bretter aus. Selbstverständlich könnte man das Beet beliebig verlängern oder auch mehr als ein Beet in dieser Form anlegen. Der Gemüseanbau in Reihen ist deshalb vorteilhaft, weil er die Pflegearbeiten im Beet wesentlich vereinfacht.

Wichtige Merkmale der rollierenden Mischkultur:

  • Pflanzreihen in 50 cm Abstand, die in jedem Jahr exakt 25 cm weiter wandern (rollierend)
  • Unterscheidung von Reihen mit hoch, mittelhoch und niedrig wachsenden Gemüsen
  • Planung von Vor- und Nachkulturen und auch Zwischenkulturen
  • Mulch zwischen den Reihen
  • Ausnutzung günstiger, Vermeidung ungünstiger Pflanzennachbarschaften
  • Verzicht auf feste Trittpfade

Welche Vorteile hat dieses Konzept?

Man muss nur einmal einen Anbauplan erstellen und kann dann jedes Jahr nach einem nur wenig abgewandelten Plan säen und pflanzen. Es lässt sich also leicht in die Praxis umsetzen, auch wenn es auf den ersten Blick kompliziert erscheint. Durch das fortwährende Mulchen zwischen den Reihen bleibt der Boden feucht, das heißt, die Pflanzen müssen kaum gegossen werden. Die untere Mulchschicht kompostiert bereits bis zum Herbst. Dünger müssen wir bei ausreichendem Mulchen nicht zukaufen. Die Pflanzen bekommen ausreichend Licht und Nährstoffe und sind daher robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Schließlich entfällt das Umgraben im Herbst oder Frühjahr. Näheres zu Kompostierung und Düngung siehe hier!
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass immer wieder nur kleinere Mengen an Gemüse anfallen, die dann frisch verbraucht werden können. Wenn doch einmal mehr anfällt, als man verzehren kann, wird es blanchiert und eingefroren oder anders konserviert. Das wichtigste Argument für diese Art der Mischkultur ist, dass man auf kleiner Fläche einen hohen Ertrag erwirtschaftet und dies zudem in einer großen Gemüsevielfalt.

Vorteile der rollierenden Mischkultur auf einen Blick:
  • Leichte Umsetzung in die Praxis
  • Geringer Wasserverbrauch
  • Weniger Schädlinge
  • Hacken und Umgraben entfällt
  • Kontinuierliche Ernte
  • Hoher Ertrag auf kleiner Fläche
  • Große Gemüsevielfalt
Anbauplan für unsere Reihenmischkultur:

Bevor man im Frühjahr mit dem Einsäen beginnt, braucht man einen Anbauplan. Der aktuelle Plan unseres Musterbeetes ist hier abgebildet:

Die verschieden farbigen Reihen haben folgende Bedeutung:

Rote Reihen:  hoch wachsend, Mittel-, Starkzehrer: z.B. Kohl, Tomaten, Gurken, Erbsen, Stangenbohnen

Grüne Reihen: mittelhoch wachsend, Mittel-, Starkzehrer: z.B. Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi

Blaue Reihen: klein wachsend, Schwach-und Mittelzehrer: z.B. Salate, Zwiebeln, Lauch,  Buschbohnen, Karotten, Fenchel, Kohlrabi, rote Beete, Radieschen, Rettich, Steckrüben

Vor- und Nachkulturen sind im Anbauplan durch Komma getrennt.

Mit  Plus (+) verbunden sind Gemüsearten, die im Wechsel miteinander in derselben Reihe angebaut werden (Zwischenkultur).

Wichtig: Das Gelingen der rollierenden Mischkultur ist davon abhängig, dass außer Spinat im Frühjahr nie Gemüse zwischen den Reihen gesät oder gepflanzt, sondern dass dort nur gemulcht wird.

Die jeweils aktuellen Arbeiten im Verlauf des Gartenjahres sind im Gemüse-Blog beschrieben.

 Arbeiten im zeitigen Frühjahr:

Anfang März müssen die Mulchreste auf dem Gemüsebeet komplett entfernt und zwischengelagert werden. Danach stecken wir die Markierungsstäbe für die Reihen neu, und zwar so, dass jede Reihe um 25 cm weiter wandert (Anbauplan siehe oben). Die Gemüse werden also in diesem Jahr dort wachsen, wo im letzten Jahr der Boden durch die Flächenkompostierung des Mulchs verbessert wurde. Wenn wir ca. Mitte März (je nach Witterung) mit den ersten Einsaaten beginnen, säen wir Spinat in einer Linie zwischen alle Reihen. Dieser läuft schnell auf, und man kann ihn bereits ab Ende April in der Küche verwenden. Die Reste werden dann abgehackt und bilden die erste Mulchschicht.

In alle Reihen, die im zeitigen Frühjahr nicht eingesät oder bepflanzt werden können, weil die Gemüse zu kälteempfindlich sind, säe ich als Vorkultur Senf ein. Dieser wird abgehackt, sobald er ca. 20 cm hoch ist und dient als Düngung für das später in den Reihen wachsende, starkzehrende Gemüse,  nach unserem Anbauplan Tomaten.

Hochbeet:  In den letzten Jahren sind Hochbeete sehr in Mode gekommen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Wenn das Beet auf die richtige Körpergröße ausgelegt wird, muss man sich bei Aussaat, Pflege und Ernte nicht bücken. Andererseits sollten die Nachteile nicht außer acht bleiben. Ein Hochbeet muss erst einmal gebaut werden. Weil es von allen Seiten zugänglich sein muss, ist auch die Anlage eines Weges als Umrandung unumgänglich. Dies verbraucht natürlich zusätzliche Fläche, die für den Anbau nicht genutzt werden kann. Insgesamt reicht die geringe Ausdehnung nur, um gelegentlich ein wenig Gemüse zu ernten. Sich kontinuierlich das ganze Jahr über mit eigenem Gemüse zu versorgen, ist damit nicht möglich. Wer trotzdem ein Hochbeet bauen will, sollte es mit gewachsenem Boden füllen und nicht die üblicherweise beschriebene Schichtung wählen. Andernfalls verbraucht das Beet im Sommer sehr viel Wasser und man muss jedes Jahr eine neue Deckschicht einfüllen, weil der Boden infolge der Verottung der unteren Bodenanteile nach unten sackt.

Egal, welche Anbauweise man favorisiert, generell gilt:

Gärtnern lernt man nur, indem man es tut!

zurück!

weiter zu Bodenpflege, Kompostierung und Gründüngung!