Bodentypen: Wer im Garten ein Gemüsebeet neu anlegen will, sollte zuallererst wissen, welchen Bodentyp er vorfindet. Man unterscheidet grob Lehmböden und Sandböden. Dazwischen gibt es noch einen Mischtyp. Seltener sind Ton- und Moorböden.
Lehmböden erkennt man daran, dass sie hellbraun, zäh und schwer sind. In der Hand lassen sie sich leicht zu einer festen zähen Kugel formen. Ein Vorteil ist, dass Lehmböden aufgrund der geringen Korngröße viele Mineralien enthalten und gut Wasser speichern. Dies kann aber auch zu Staunässe führen, und zwar vor allem dann, wenn der Boden bei ergiebigem Regen eingeschlemmt wird. Nachteilig wirkt sich auch aus, dass Lehmböden sauerstoffarm sind und viel Kraft für die Pflege erfordern, wenn man traditionell arbeitet, d.h. hackt und umgräbt.
Das andere Extrem sind Sandböden. Wenn man versucht, sie mit den Händen zu einer Kugel zu formen, rieseln die Körner durch die Finger. Sandböden haben eine grobe Kornstruktur, sind sauerstoffreich, wasserdurchlässig und leicht zu bearbeiten. Allerdings sind sie auch nährstoffarm und trocknen leicht aus.
Lehmsandböden vereinigen die Vorteile von Lehmböden und Sandböden, ohne die Nachteile aufzuweisen. Ein typischer Vertreter dieses Bodentyps ist der Lösboden. Zu einem idealen Gartenboden fehlt ihnen nur der Humusgehalt.
Guter Gartenboden: Egal welchen Bodentyp der Gärtner vorfindet, das fortwährende Mulchen der offenen Flächen reichert den Boden mit Humus an. Durch Regenwürmer und weitere Mikrorganismen wird das organische Material bis zu den Mineralstoffen abgebaut, so dass es von den Gemüsepflanzen aufgenommen werden kann (Eine Handvoll Gartenerde enthält unter diesen Voraussetzungen ca. 4 Milliarden Mikroorganismen). Dieser durch den Zusatz von Mulch bzw. Kompost entstandene Gartenboden ist dunkelbraun bis schwarz, locker und daher sauerstoffreich, enthält alle wichtigen Nährstoffe und hat eine hohe Fähigkeit, Wasser zu speichern.
Bodenpflege: Der Boden in unserem Gemüsegarten ist die Basis für gesundes Pflanzenwachstum. Ihm gilt unser größtes Augenmerk. Er wird gepflegt, indem er mit Kompost bedeckt wird oder mit Mulch, der dann auf der Fläche kompostiert. Hacken entfällt. Auch eine chemische Analyse (wie manchmal gefordert) ist überflüssig. Lediglich den Säuregehalt (pH-Wert, mit Teststreifen) sollten wir im Abstand von ca. 4 Jahren prüfen. Nur bei Bedarf muss gekalkt werden. Zusätzlich zum Mulchen und Kompostieren setzen wir Pflanzen zur Gründüngung ein und nur in einigen Fällen Brennnesseljauche (siehe unten). Zugekaufte Düngemittel benutzen wir nicht. Sie wären sogar kontraproduktiv.
Kompostierung: Schnittgut aus dem Garten und Gemüseabfälle aus der Küche sind wertvolle Rohstoffe im Garten. Wer selbst hergestellten Kompost als Dünger nutzt, spart nicht nur bares Geld, sondern erhält auch dauerhaft die Bodenfruchtbarkeit. Außerdem leistet er einen Beitrag zum Klimaschutz, weil er damit Ressourcen schont und den CO2-Eintrag in die Atmospäre reduziert.
Die eigene Kompostierung im Garten liegt also in unserem ureigenen Interesse, denn das Gedeihen von Gemüsepflanzen, ihre Gesundheit und der Ertrag hängen entscheidend davon ab, wie humusreich der Boden ist. Gerade schwere lehmige Böden wie die in Wurmberg enthalten zwar viele Mineralien, die aber ohne Humus von den Pflanzen schwer aufzuschließen sind. Die Bodenpflege steht bei der Mischkultur also an erster Stelle. Alle anderen Arbeiten im Gemüsegarten sind der Pflege des Bodens untergeordnet.
Die ersten Maßnahmen zur Bodenpflege beginnen bereits im zeitigen Frühjahr. Anfang März harke ich die Reste der über den Winter abgelagerten Flächenkompostschicht auf dem Gemüsebeet ab und sammle sie in einem Zwischenlager. So kann sich der offene Boden erwärmen. Mitte März wird die gesamte Fläche gut durchgehackt. Dabei lege ich Bretter aus, auf denen ich stehen kann, um den Boden nicht zu verdichten. Vor dem Säen hacke ich den Boden der jeweiligen Reihe noch einmal. Wenn die Erde feinkrümelig ist, säe ich dort die ersten Gemüse ein (siehe auch Gemüse-Anbauplan im Kapitel Mischkultur!). Auch während des gesamten Gartenjahres achte ich darauf, immer Bretter auszulegen, wenn ich den Boden zwischen den Reihen betrete.
Gründüngung durch Voraussaaten: In die Reihen, die für Tomaten oder Frühkohl vorgesehen sind, wird zunächst Gelbsenf eingesät. Senf als Voraussaat ist deshalb praktisch, weil er schnell wächst, nicht verholzt und sich später leicht abhacken lässt. Außerdem soll er Nematoden im Boden unterdrücken. Der Senf wird Anfang Mai abgehackt, kurz bevor die Tomaten und der Frühkohl gepflanzt werden. Er soll an Ort und Stelle verotten. Als Alternative dazu haben sich auch Ackerbohnen bewährt. Was die Gründüngung mit Senf betrifft, so wird gelegentlich vorgebracht, dass es wenig Sinn macht, Senf als Voraussaat zu säen, weil er ein Kreuzblütler ist. Alle Kohlarten sind ebenfalls Kreuzblütler und werden oft danach an derselben Stelle angebaut. Dazu ist folgendes zu sagen: Die Klassifizierung der Pflanzen geht auf den Botaniker Carl von Linne‘ zurück, der im 18. Jahrhundert lebte. Sie dient dazu, Pflanzen schneller bestimmen zu können. In der Familie der Kreuzblütler ist für die Mitglieder lediglich ein einziges Merkmal bindend: nämlich kreuzständige Blütenblätter. Alle anderen Merkmale und auch die Inhaltsstoffe sind unterschiedlich. Auf die Inhaltsstoffe der Düngepflanzen kommt es aber an, wenn man den Wert der Gründüngung für die Folgekultur beurteilen will.
Eine weitere Gründüngungspflanze in unserem Mischkultursystem ist der Spinat. Er wird im Frühjahr zwischen alle Reihen gesät. Wenn er schnittreif ist, wird er zum Teil in der Küche verbraucht, den Rest hacke ich ab und lasse ihn liegen. Er verrottet dort zusammen mit den Wurzeln. Auf diese Weise erhält der Boden eine erste natürliche Stickstoffdüngung.
Flächenkompost durch Mulchen: Sobald die Spinatpflanzen zwischen den Reihen abgehackt sind, wird dort Mulch ausgebracht. Dieser wiederum kann aus den Resten vom letzten Jahr bestehen, die im März abgeharkt und zwischengelagert wurden oder aus frisch gehäckseltem Baum- und Strauchschnitt und kleineren Pflanzenabfällen. Das Mulchen unterdrückt Unkräuter und hält die Feuchtigkeit im Boden. Hacken und Jäten des Beetes entfällt also.
Der Mulch hat im Sommer auch den Vorteil, dass das Gemüsebeet nur bei einer langen Trockenperiode gewässert werden muss. Um herauszufinden, ob der Boden tatsächlich zu trocken ist, sticht man eine Schaufel an mehreren Stellen des Gemüsebeetes in die Erde und prüft die Feuchtigkeit. Wenn man tatsächlich wässern muss, hat man 2 Möglichkeiten, dies zu tun. Entweder nimmt man Gießkannen, also mind. 20 Liter auf eine Gemüsereihe von 2,60 m Länge und gießt die Pflanzen direkt mit angewärmtem Wasser (am besten Regenwasser). Oder man nimmt den Schlauch und richtet den harten Strahl auf den Mulch zwischen den Reihen.
Dabei sollte das kalte Wasser nicht direkt mit den Wurzeln der Gemüsepflanzen in Berührung kommen. Häufiges Gießen mit der Kanne oder Wässern mit dem Schlauch verhindert, dass die Pflanzen tiefe Wurzeln bilden, und es leistet außerdem Pilzkrankheiten Vorschub. Wichtig ist, vor und nach dem Wässern die Feuchtigkeit des Bodens zu prüfen. Man nimmt dazu den Spaten und sticht ihn an mehreren Stellen des Gemüsebeetes in die Erde. Dann sieht man, wie feucht der Boden noch ist, bzw. wie tief das Wasser in den Boden eingedrungen ist. Mindestens 15 cm sollte es schon sein, wenn das Gießen etwas bewirken soll. Wir erinnern uns: Die Mulchdecke im Gemüsebeet schützt den Boden vor Verdunstung. Deshalb muss das Gießen auch in heißen Trockenperioden nicht häufiger als 1 x in ca. 2 – 3 Wochen wiederholt werden. Oft wird in unseren Gärten im Sommer viel zu viel gegossen und gesprengt. Auch wenn manche Pflanzen am Abend eines Sonnentages ihre Blätter hängen lassen, deutet dies nicht automatisch auf Wassermangel hin. Erst wenn die Blätter am nächsten Morgen immer noch hängen, brauchen sie wirklich Wasser. Eine Ausnahme beim Bewässern bilden natürlich frisch eingesäte Reihen, in denen das Mulchen noch nicht möglich ist, weil man damit die keimenden Saaten abdecken würde. Diese Flächen müssen feucht gehalten werden. Hilfreich sind in diesem Fall Netze, die man darüber spannt. Sie halten die Feuchtigkeit länger im Boden.
Das Aufbringen der Mulchschichten erscheint auf den ersten Blick als zusätzlicher Arbeitsaufwand. Dieser wird aber durch die eingesparte Zeit für Hacken, Gießen und Jäten mehr als wettgemacht. Ein gelegentlicher Einwand gegen das Mulchen ist, dass man den Schnecken darunter ideale Verstecke bietet. Bei mir gibt es aber trotz Mulchens nicht mehr Schnecken als in anderen Gärten und praktisch keine Fraßschäden. Dies mag daran liegen, dass sie im Mulch viel Fressbares finden und nicht auf das Gemüse zugreifen müssen. Auch muss daran erinnert werden, dass die Erdspalten, die durch Hacken entstehen, den Schnecken ebenfalls Unterschlupf bieten.
Mit dem Mulchen zwischen den Reihen fährt man fort, bis die Mulchschicht im Spätherbst ca. 10 cm dick ist. Dadurch wird das Bodenleben gefördert und bis zum nächsten Frühjahr sind zwei Drittel der Schicht kompostiert und im Boden verschwunden. Die Erde enthält dann bereits alle Nährstoffe, die die meisten Gemüsearten brauchen. Zugekaufte Düngemittel sind nicht nur nutzlos sondern schädlich. Sie würden die natürliche Düngung durch die Flächenkompostierung stören, indem sie den Boden überdüngen.
Brennesseljauche: Nur die Starkzehrer benötigen eine zusätzliche Düngung. Zwar ist es möglich, darauf zu verzichten, wer aber sicher sein will, dass sich die starkzehrenden Gemüse alle gleich gut entwickeln, sollte zusätzlich einen schnell wirkenden Flüssigdünger einsetzen. Hier ist die Brennesseljauche zu empfehlen, die viel Stickstoff und Mineralien enthält. Dafür legen wir im Frühjahr abgeschnittene Brennnesseln in einen großen Kübel, bis er voll ist. Dann füllen wir ihn mit Wasser auf. Wenn ich Schachtelhalm im Garten finde, gebe ich ihn dazu. Das Verhältnis soll ca. 10 l Wasser auf 1 kg Brennnesseln betragen. Auch die äußeren Blätter des Frühkohls sind als Beigabe geeignet. Wer den Jauchengeruch nicht mag, gibt eine Handvoll Gesteinsmehl oder 2 Hände voll Schafgarbe mit hinein. Dann Behälter schließen, gelegentlich umrühren und das Gemisch mindestens zwei Wochen ziehen lassen. Diese Brennnesseljauche wird 1:10 verdünnt und sollte den Kohlpflanzen alle drei Wochen bis Anfang August verabreicht werden. Gegebenenfalls können auch Tomaten und Erdbeeren damit gedüngt werden, in diesem Fall aber nur als Starter. Alle anderen Gemüse (Schwach- und Mittelzehrer) brauchen diese Düngung nicht. Im Gegenteil, bei ihnen schadet sie sogar, weil sie zwar zu einem schnelleren Wachstum führen, die Pflanzen dann aber einen hohen Nitratgehalt aufweisen und außerdem anfälliger für Krankheiten werden.
Gründüngung im Herbst: Irgenwann im Herbst sind die ersten Reihen abgeerntet. Wer zu wenig Material zur Verfügung hat, um sie mit Mulch abzudecken, muss Gründüngung säen. Keinesfalls darf der Boden offen liegen bleiben. Eine bewährte Gründüngungspflanze ist der Gelbsenf (siehe oben). Die Senfkörner werden ohne Bodenvorbereitung auf die abgeernteten Reihen gestreut . Dies ist noch bis Ende Oktober möglich, weil Senf auch bei kühler Witterung sehr schnell keimt. Im Winter friert er spätestens bei – 7 Grad ab. Zwischen Dezember und März muss nur noch der Boden gelockert werden. Dazu lege ich Bretter im Beet aus, auf denen ich stehen kann. Dann lockere ich den Boden mit der Grabegabel, indem ich die Gabel dabei in Abständen von rund 10 cm senkrecht in die Erde steche und am Stil hin und her bewege, bis die gesamte Fläche gelockert ist. Dies ist wesentlich weniger anstrengend als Umgraben, und es stört das Bodenleben nicht.
Düngung mit Holzasche im Winter: Wer Holzasche aus Hausbrand zur Verfügung hat, kann auch diese mit Einschränkungen als Dünger benutzen. Hauptbestandteile sind Kohlenstoff, Calcium, Kalium und Magnesium. Voraussetzung ist allerdings, dass folgende Bedingungen erfüllt sind: Das verwendete Holz muss unbehandelt, also nicht lackiert, gebeizt o.ä. sein. Buntes Papier zum Anzünden ist ebenfalls tabu. Außerdem muss man wissen, wo das Holz herstammt, weil andernfalls die Gefahr besteht, dass beträchtliche Mengen an Schwermetallen enthalten sind. Aus diesem Grund ist auch die Asche von Grillkohle nicht geeignet. Wichtig ist ebenfalls, dass die Erde mit der Asche nur bestäubt wird, um sie nicht zu überdüngen. Außerdem dürfen Pflanzen, die sauren Boden brauchen (z.B. Heidelbeeren, Rhododendron u.a.), wegen des hohen Calciumanteils nicht damit gedüngt werden.
Kompostierung im Thermokomposter: In unserem Garten fallen vor allem im Spätjahr so viel Pflanzenreste von Bäumen, Sträuchern, Hecken und Stauden an, dass ich nicht alles als Mulch im Gemüsegarten verwenden kann. Deshalb setze ich ab Herbst zusätzlich zum Flächenkompost klassischen Kompost in zwei Thermokompostern auf. Der Vorteil ist hier, dass die Rotte wesentlich schneller abläuft als in Mieten oder Silos. Thermokomposter sind aus recyceltem Kunststoff hergestellt und außen gedämmt. Dadurch wird die Wärme, die durch die Rotte entsteht, länger im Komposter gehalten. Immer wenn Pflanzenreste und Häckselgut anfallen, wird er weiter aufgefüllt.
Mit Wasser anfeuchten sollten wir den Kompost eher nicht. Die vorhandene Feuchtigkeit im verottenden Material reicht in der Regel aus. Später, wenn die Rotte eingesetzt hat, nehme ich gelegentlich 1- 2 Schaufeln angerotteten Kompost von unten und vermische ihn mit der oberen Schicht. Dieses Vorgehen bewirkt eine weitere Beschleunigung der Kompostierung. Zugekaufte Kompostbeschleuniger sind nicht erforderlich. Wenn wir so verfahren, erhalten wir im Frühjahr bereits einen Schnellkompost, der auch noch gröbere Anteile enthält, die ich in Kauf nehme. Um einen Reifekompost nach klassischem Verfahren zu erhalten, wären 1 – 2 Jahre erforderlich. Vor der Verwendung müsste er gesiebt werden. Diesen letzten Arbeitsgang erspare ich mir bei meinem Schnellkompost. Er läßt sich für mehrere Zwecke verwenden. Man kann ihn im zeitigen Frühjahr in den Blumenrabatten zwischen den Stauden verteilen. Dies ist als Düngung für das ganze Jahr ausreichend. Die Stauden überwuchern den groben Kompost bald, so dass er nicht mehr sichtbar ist. Man kann ihn aber auch bis Mai im Komposter lassen und ihn dann Zug um Zug, nachdem der Spinat zwischen den Reihen geerntet ist, als erste Mulchschicht im Gemüsebeet verwenden.