– Zwetschgen

Ersinger Frühzwetschgen im August

Historie: Zwetschgen sind botanisch gesehen eine Unterart der Pflaumen, äußerlich aber kleiner, außerdem dunkelblau, länglich-oval mit Bauchnaht, und sie lösen sich leicht vom Stein. Echte Kulturpflaumen werden in Deutschland kaum angebaut. Sie sind groß und rund, wenig geschmacksintensiv und finden sich bei uns praktisch nur in Supermärkten, wohin sie vor allem aus Südeuropa und China importiert werden. Alten Quellen zufolge wurden Pflaumen bereits im Altertum in Syrien gezüchtet. Alexander der Große soll sie von seinen Kriegszügen nach Rom gebracht haben, von wo aus sie im Mittelalter von Mönchen im übrigen Europa verbreitet wurden. Wie, wann und wo sie zu den Zwetschgen weiter gezüchtet wurden, ist unklar. Die erste Zwetschgensorte taucht namentlich erst im 19. Jahrhunder in Bühl auf („Bühler Hauszwetschge“) und stammt von einem Zufallssämling. Ebenso verhält es sich bei der „Ersinger Frühzwetschge“, die als neue Sorte 1896 auf einer Obstausstellung in Baden-Baden erstmals gezeigt wurde.

Sorten: Die Ersinger Frühzwetschke ist auch heute noch eine Sorte, die in unserer Region häufig vorkommt. Weitere alte Sorten sind die „Hauszwetschge“ und „Wangenheims Frühzwetschge“, die aber als Scharka-anfällig gelten (siehe unten). Neben den alten Züchtungen sind in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von neuen Sorten auf den Markt gekommen (siehe Kern- und Steinobst: Sortenliste!). Besonders interessant ist „Jojo“, eine Züchtung der Universität Hohenheim, die 1999 in den Handel gebracht wurde. Erwähnenswert ist sie deshalb, weil sie als einzige Sorte Scharka-resistent ist und außerdem noch selbstfruchtbar.

Pflege, Ernte und Lagerung: Aus alten Sorten lassen sich Zwetschgen auch unveredelt aus Samen oder Wurzeltrieben ziehen, sind dann aber sehr wüchsig und eignen sich nur für große Hausgärten und Streuobstwiesen. Diese Hochstämme werden wie Apfel- und Birnenbäume geschnitten (siehe Obstbaumschnitt!). Für den kleinen Hausgarten ist allerdings eine schwach wachsende Unterlage besser geeignet, auf der sich der Baum als Spindel erziehen lässt. Dieser hat auch den Vorteil, dass er nicht zur Bildung von Ausläufern neigt. Die Ernte erfolgt je nach Sorte von Ende Juli bis September. Halbreife, noch nicht ganz dunkelblaue Früchte lassen sich gut als Kuchenauflage verwenden. Man kann sie auch lagern, bis sie voll reif sind. Außerdem lassen sich Zwetschgen sich gut einfrieren und irgendwann später nach dem Auftauen weiter verarbeiten.

Schädlinge und Krankheiten: Die bedeutenste Zwetschgenkrankheit in Deutschland ist Scharka, die durch Viren hervorgerufen und durch Läuse übertragen wird. Sie führt zuerst zu Blattverfärbungen und dann zum Befall der unreifen Früchte (Fruchtmumien), die in der Folge vorzeitig vom Baum fallen. Die Scharkaviren lassen sich bisher nicht direkt bekämpfen. Bemerkt man den Befall frühzeitig, kann man nur durch mehrmaliges Spritzen versuchen, gegen die Läuse vorzugehen, um die Krankheit einzudämmen. Bei einer Neupflanzung ist es ratsam, eine scharkawiderstandsfähige Zwetschgensorte auszuwählen (siehe Obstbaumsortenliste!). Ein weiterer wichtiger Schädling der Zwetschgen ist der Pflaumenwickler. Hierbei handelt es sich ähnlich wie beim Apfelwickler um Falter, die einzelne Eier auf den jungen Früchten ablegen. Daraus schlüpfen Maden, die sich in das Fruchtfleisch bohren. Aus den Maden werden wieder Falter, und der Kreislauf beginnt von neuem. Im Herbst verpuppen sich die Maden der letzten Generation und verbringen so den Winter in Stammritzen und auf dem Boden in Stammnähe. Zur Bekämpfung stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Einmal sollte man bei einer Neupflanzung keine spätreife Sorte wählen. Bereits befallenen Früchte lassen sich vom Baum schütteln und entsorgen, bevor die Maden sich verpuppen. Außerdem kann man die Zahl überwinternder Larven reduzieren, indem man von Juni bis September einen Wellpappering um den Stamm legt und danach vernichtet. Bewährt hat sich auch, Pheromonfallen aufzuhängen, um den Falterflug zu überwachen. Im positiven Fall können dann Spritzungen mit Bacillus-thuringiensis-Präparaten durchgeführt werden, die die Maden abtöten.


Rezepte mit Zwetschgen siehe hier!


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